Sozialpraktikum – Chance Compassion-Projekt
Ego ist out – Schüler im Sozialdienst?
„Auch wenn ich am Anfang des Schuljahres noch keine Lust auf ein ´Sozialpraktikum´ hatte, weil ich mit dem Begriff ´Sozial´ nichts anfangen konnte, bin ich jetzt sehr dankbar, dass ich dieses Praktikum (im Förderzentrum für geistig Behinderte) machen konnte und es überhaupt ein solches an unserer Schule gibt. Es hat mich und auch meine Familie sehr überrascht, dass mir eine Arbeit wie diese so Spaß machen konnte, so dass ich jeden Tag den Freitag fürchtete, nämlich den Abschied von Menschen, die mir unwahrscheinlich ans Herz gewachsen sind und die ich am liebsten gar nicht mehr verlassen hätte.“ (LJ)
„Die andere Seite des Lebens kennen lernen“
Folgende Unterlagen und Informationen zu unseren Praktika können Sie hier herunterladen:
Seit Schuljahr 2001/02 verbringen unsere Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen eine Woche in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen, Altenheimen, Pflegeheimen oder Kindergärten der Umgebung. Sie sollen dort „Erfahrungen in Lebensbereichen sammeln, die ihnen normalerweise unbekannt sind und durch die direkte Begegnung und aktives Tun Verständnis gewinnen für ältere Menschen. für Behinderte, für Notleidende, ganz allgemein für Menschen am Rand unserer Gesellschaft.“ (aus dem Informationsschreiben der Schule zum Praktikum).
Nach anfänglicher Skepsis lassen sich die meisten zuversichtlich auf das Unbekannte ein. Überrascht merken viele, wie anstrengend die ungewohnte Tätigkeit ist. „Ich bin jeden Abend um 8 Uhr todmüde ins Bett gefallen“, ist danach immer wieder zu hören. Meistens wird aber von sehr positiven Erfahrungen berichtet. Die unangenehmste Phase ist oft der Abschied am Ende der Woche. Wenn bei der Besprechung von den Schülerinnen und Schülern Schulnoten für das Praktikum gegeben werden. So liegt der Notendurchschnitt meistens bei ca. 1,50.
TV-Allgäu beim Projektstart 2003
Aber lassen wir einige Praktikantinnen und Praktikanten selber zu Wort kommen:
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- „Ich war mir sicher, dass ich dort (im Krankenhaus) die andere Seite des Lebens kennen lernen würde, auf der eben nicht alle gesund sind und einen auf heile Welt machen. Ich habe dort erfahren, dass ich mich eigentlich glücklich schätzen kann, dass ich gesund bin und dass dies eben nicht so ganz selbstverständlich ist. Ich habe Menschen kennen gelernt, die alles dafür tun würden, wenn sie nur meine kleinen „Problemchen“ z. B. mit einer schlechten Note in der Schule, hätten.“ (ED)
- „Meine Aufgaben waren u.a., dass ich (in der Reha-Klinik) die, z.T. sehr alten, Patienten, morgens waschen durfte. Natürlich kostete das anfangs Überwindung, aber wenn man selber so alt und gebrechlich wird, ist man froh, wenn einem eine helfende Hand zur Seite steht, von der man überall dort gewaschen, eingecremt oder abgetrocknet wird, wo man selber nicht mehr hinkommt.“ (GS)
- „Es hat mir (im Krankenhaus) dann so richtig Spaß gemacht, weil ich von meinen Kollegen und auch von den Patienten fast wie eine richtige Krankenschwester behandelt wurde. Besonders gefreut hat es mich, wenn mich die Patienten ebenfalls ´Schwester´ nannten und so wuchs ich immer mehr in die Krankenhauswelt hinein.“ (LM)
- „Am ersten Tag (im Krankenhaus) bereitete mir der große Wasserkocher in der Teeküche noch Probleme und leider auch Verbrühungen, aber nach ein paar Tagen konnte ich ihn ohne größere Probleme bedienen. Einmal sollte ich für den Arzt eine Salbe mit unaussprechlichem Namen für die Versorgung einer Wunde aus dem Schwesternzimmer holen. Die assistierende Schwester dachte zwar, ich sei damit überfordert, doch der Arzt meinte, das könne man einer Gymnasiastin ´aus Bayern´ (was ´die Württemberger´ uns Bayern doch so alles zutrauen, Anm. d. Red.) schon zutrauen, was sich übrigens auch als richtig herausstellte, da ich die Salbe nach einigem Suchen rechtzeitig gefunden habe.“ (KK)
- „Die Motivation der Betreuten (in der Behindertenwerkstätte) ist außergewöhnlich. Jeder von ihnen kommt morgens hochmotiviert zur Arbeit und ist auch während dieser Zeit fast immer gut gelaunt. Natürlich lässt die Arbeitsbereitschaft kurz vor Feierabend nach, aber sonst können sich manche Menschen ohne Behinderung ein Beispiel an der Arbeitshaltung der Betreuten nehmen. Meine Einstellung gegenüber Behinderten hat sich durch das Praktikum deutlich verändert.“ (MM)
- „Ich weiß nun, dass Behinderte keine abnormalen, sondern sehr offene und freundliche Menschen sind, mit denen man sich normal unterhalten und Spaß haben kann. Im Prinzip sind es ganz normale Menschen, die nur durch ihre Behinderung etwas benachteiligt sind.“ (RE)
- „Einige Schüler (im Förderzentrum für geistig Behinderte) ärgerten ständig ihre Mitschüler und machten ihre Arbeit wieder und wieder falsch, obwohl wir ihnen mehrmals genau erklärt hatten, was zu tun war. Andere wiederum waren sehr leicht zu motivieren und freuten sich auch sehr über ein anschließendes Lob. Ich persönlich fand es ziemlich anstrengend, da die Schüler auch oft ihre Grenzen überschreiten und sehr oft austesten, wie weit sie gehen können. Besonders amüsant war ein älterer, stark behinderter, Junge, der mir gleich ein Auto zum Verkauf anbieten wollte, da sein Vater einen Autohandel betreibe. Besonders spannend fand ich, wie gut ein Mädchen Spiele wie ´UNO´ oder ´Memory´ spielen konnte. Sie besiegte uns dauernd, obwohl der Zivi und ich uns richtig bemühten.“ (MS)
- „Es machte mir dann überhaupt nichts mehr aus, (im Krankenhaus) beim Wechseln der Windeln zu helfen oder die Menschen in ihre Betten zu heben. Man denkt gar nicht mehr über eventuelle Ansteckungsgefahren oder solche Dinge nach, sondern packt einfach mit an. Ich kann nun viel offener auf Menschen zugehen, die krank oder alt sind, und habe auch gelernt, dass eher eklige Arbeiten in einem Krankenhaus einfach dazu gehören und eigentlich nicht so schlimm sind.“ (KK)
- „Einmal durfte ich auch selbst eine Massage genießen.“ (ED)
- „Meine Einstellung zu Krankheit, Pflege, Leben und Tod und zum Krankenpflegedienst hat sich während der Woche geändert. Ich weiß jetzt, dass ich später unbedingt einen Beruf erlernen möchte, bei dem ich direkten Umgang mit Menschen haben werde.“ (SS)
Downloads zum Compassion-Sozialpraktikum:
1a Begleitbrief der Schule an Sozialeinrichtungen zur Stellensuche und Anmeldung
Schreiben an Einrichtungen für Praktikumsstellensuche 2018/19
1c Zusatzinfo Adressenliste frueherer Praktikumsstellen
Liste früherer Praktikumsplätze als Hilfestellung
2a Erwartungen und Vorbereitungsfragen Sozialpraktikum 2017
Erwartungen an das Praktikum und Regeln für die Praktikumswoche – Fragen unbedingt vor (!) dem Praktikum schriftlich beantworten
2b Einrichtungsbrief kurz vor Praktikum mit Bestätigung/Feedback [Version 17/18]
Brief an Einrichtung kurz vor dem Praktikum mit Bestätigungs- und Feedbackformular in der Version 2017/18
3b Zusatzinfo: Beispiel Praktikumsbericht
Beispiel für den Reflexionsteil des Berichts [Bahnhofsmission]